Carola Jungwirth: Lehrorte an Hochschulen zu Lernorten machen


Wie können Hochschulen ihre knappen Raumkapazitäten zu Corona-Zeiten so einsetzen, dass die Studierenden möglichst viel davon haben? Ein Vorschlag fürs Wintersemester von Carola Jungwirth.

Carola Jungwirth

Carola Jungwirth, 54, ist Wirtschaftswissenschaftlerin und HRK-Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Bis 31. März 2020 war sie Präsidentin der Universität Passau. Foto: privat.

MITTEN IN EINER “sich rasant entwickelnden Pandemie” (FAZ) planen wir das Wintersemester. Bayern will wie andere Bundesländer den Hochschulen die Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs wieder erlauben – sofern Corona nicht erneut daherkommt. Doch die Regeln sind streng: Es können grundsätzlich nur Lehrveranstaltungen in Präsenzform durchgeführt werden, soweit das Infektionsgeschehen dies zulässt. Immer zu beachten sind die allgemeinen Vorgaben des Infektionsschutzes, die für Bayern folgendes erfordern: (1.) maximal 200 Personen pro Präsenz-Lehrveranstaltung, (2.) die Nachverfolgung von Infektionsketten durch die Datenerfassung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeder Lehrveranstaltung – (3.) unter Berücksichtigung der Anforderungen des Datenschutzes –, (4.) einen Mindestabstand von 1,50 Metern bei den Lehrveranstaltungen in den Lehrräumen und (5.) Mund-Nasen-Bedeckung in Verkehrs- und Begegnungsbereichen innerhalb der Hochschulgebäude.

In den Lehrräumen können aufgrund dieser Regelungen maximal 15 bis 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Plätze genutzt werden. In einen für 100 Personen konzipierten Raum passt also eine Lehrveranstaltung mit 15 bis 20 Studierenden. Die Verantwortung für die Einhaltung der Regelungen tragen die Dozierenden. Während kleinere, eher im “Klassenformat” ablaufende Studienprogramme sich an Präsenzlehre wagen können, werden die sogenannten Massenfächer (BWL, Jura, grundständige Vorlesungen für mehrere Fächergruppen) weiter größtenteils digital angeboten werden müssen. Vor allem um diese Massenfächer geht es mir bei meinen folgenden Überlegungen für das vor uns liegende Wintersemester.

Viele Hochschulen planen ein “Hybridsemester”, das Präsenz- und digitale Lehre kombiniert. Ich bitte zu überlegen, ob die Verplanung der knappen Raumkapazitäten für eine ohnehin nur unvollständige Präsenzlehre in den Massenfächern überhaupt sinnvoll ist oder ob wir den Platz, den wir haben, in dem vor uns liegenden weiteren Ausnahmesemester nicht anders verwenden sollten.

Indem wir Lehrorte zu Lernorten für Arbeitsgruppen umfunktionieren.

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