Holzapfel - Krise unserer Demokratie


Günther Holzapfel (2022).Krise unserer Demokratie - Warum? Was tun? Diskurslinien von Hannah Arendt über Totalitarismus, politische Religionen, politischen Extremismus, Verschwörungstheorien zu Aberglauben und Esoterik, Bremen 2022, 262 Seiten

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Es geht um das Verstehen von Gefährdungen unserer deutschen Demokratie, um diesen widerstehen zu können. Verstehen bedeutet, die Ursachen für die Gefährdungen zu erkennen, aber auch mehr Aufschluss über die subjektiven Sinnstrukturen des Handelns von Gefährdern zu bekommen. Ausgangspunkt des Verstehensdiskurses ist das Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ von 1951 von Hannah Arendt. Der in diesem Werk entwickelte Ideologiebegriff bekommt eine neue Aktualität.


Sorry, blöder Fehler Fußnote 1. S. 8: Stimmenanteil von Le Pen 41,5% statt 40,5% in der Stichwahl zum französischen Präsidentenamt April 2022


… und dann war da noch der Abschiedsbrief von der Sektion Erwachsenenbildung

Liebe Mitglieder der Sektion Erwachsenenbildung in der DGfE,

mit einem lachenden 😁 und etwas weinenden Auge😭 möchte ich mich von den Jahrestagungen der Sektion verabschieden.

Die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Sektion EB war für mich ein Hauptanlass, noch einmal zu einer Jahrestagung der Sektion zu kommen. Für mich hat sich das Kommen gelohnt. Schon allein deshalb, weil wir den virtuellen und damit auch begrenzten Kommunikations- und Begegnungsraum verlassen konnten. Wir konnten uns real sehen, spüren, bewegen und sprechen hören. Das hatte was Befreiendes, ließ mein Herz aufgehen und bei mir oftmals lächelnde Miene und lachende Augen entstehen. Und so ging es den meisten Kolleg*innen. Dazu kam ein dichtes, interessantes und aktuelles Programm und die gut vorbereitete Jubiläumsfeier. Beim Vorstand, den weiteren Impulsgebern für die Programmplanung, bei der Kollegin B. Niemeyer und ihrem örtlichen Vorbereitungsteam und bei der Gruppe, die die Jubiläumsfeier plante und durchführte, bedanke ich mich recht herzlich für diese aus meiner Sicht gut gelungene Jahrestagung.

Auf der Tagung habe ich keine Gelegenheit gefunden, herzliche Grüße an die Teilnehmerinnen von zwei früheren Kollegen von mir aus unserer gemeinsamen Zeit in Heidelberg und Berlin auszurichten. Das soll hier nachgeholt werden: Es grüßten die Professoren Bernhard Dieckmann (Berlin) und Ekkehard Nuissl (Bonn). In den letzten 20 Jahren war ich nicht oft auf den Jahrestagungen unserer Sektion. Das hängt damit zusammen, dass ich zusammen mit anderen Kolleginnen aus verschiedenen Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz daran interessiert war, einen gebührenden Organisationsrahmen für die Humanistische Pädagogik in Deutschland zu erreichen. Unser Engagement mündete 1997 in die Kommission “Pädagogik und Humanistische Psychologie”, die zusammen mit der Kommission “Pädagogik und Psychoanalyse” die Sektion 13 “Differentielle Erziehungs- und Bildungsforschung” durch Beschluss der DGfE bildet. Wer schon einmal einen solchen Gründungsprozess initiiert und nach mehreren Jahren mit hohen Investitionen in Arbeit, Zeit, Überzeugungskraft und Beharrungsvermögen erfolgreich abschließen konnte, weiß, dass man in dieser Zeit nicht in mehreren Kommissionen und Sektionen unterwegs sein kann. Von 2004 bis 2008 war ich 2. Vorsitzender in der Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie und ab 2006 bis 2008 2. Vorsitzender in der Sektion 13. In den letzten Jahren gab es Höhen und Tiefen in dieser Sektion 13 und in der Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie. Ein größerer Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse einer Humanistischen Pädagogik (dieser Terminus ist kürzer und besser handhabbar als der längere Titel der Kommission) wird in der im Klinkhardt-Verlag erscheinenden Schriftenreihe “Zur Humanistischen Pädagogik und Psychologie” (hrsg. von Jörg Bürmann, Heinrich Dauber und Günther Holzapfel) deutlich; https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/paedagogik/schriftenreihe-zur-humanistischen-paedagogik-und-psychologie/ [19.09.2022]. Ich selbst bin bis 2018 Mitherausgeber gewesen. Es war überfällig, das Herausgeberteam durch zwei wesentlich jüngere Professorinnen zu verstärken: Zu den Professoren Bürmann und Dauber kamen 2018 die Professorinnen Telse Iwers (Uni Hamburg) und Ulrike Graf (Pädagogische Hochschule Heidelberg) hinzu. In dieser Schriftenreihe sind bisher 17 Bände erschienen. Zwei Aspekte der Humanistischen Pädagogik sind für viele Felder der Erziehungswissenschaft und gerade auch für die Erwachsenenpädagogik äußerst bedeutsam. Zum einen sind es die fundamentalen Ergebnisse zum Beziehungsaspekt in Lern- und Bildungsprozessen (vgl. aktuell U.Graf/ T. Iwers (Hrsg.): Beziehungen bilden, Klinkhardt 2019), zum anderen die seit langem betonte Bedeutung der Emotionen in Lern- und Bildungsprozessen. Die Humanistische Pädagogik hat viel früher als die meisten anderen Richtungen der Pädagogik den Focus auf diesen Zusammenhang gelegt und v.a. praktische Settings zum Umgang mit Emotionen in Lern- und Bildungsprozessen entwickelt (vgl. G. Holzapfel: Leib, Einbildungskraft, Bildung. Nordwestpassagen zwischen Leib, Emotion und Kognition in der Pädagogik, Klinkhardt 2002; ein Klassiker für die Praxis: J.Heinel: Der König ruht im Klassenzimmer. Gestaltpädagogik zum Kennenlernen, Frankfurt/a.M. 1993 mit einem Nachwort von Jörg Bürmann)

Wer das Lesen meiner Abschiedsmail bis hierher geschafft hat, aber auch für alle anderen: Leider habe ich es nicht ausreichend geschafft, die Arbeitsansätze und Projekte der Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie in der Sektion Erwachsenenbildung deutlich sichtbarer zu machen 🙁. Ob da die Informationen zur Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie und zur Sektion 13 in meinem letzten Absatz in dieser mail etwas bewirken können? Na ja, es ist für mich eine letzte Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Sektion Erwachsenenbildung und der Kommission Humanistische Pädagogik sinnvoll sein könnte.

Mit 99,99 % Wahrscheinlichkeit werde ich zu keiner Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung mehr kommen. Wenn man 81 Jahre alt ist, wird das restliche Leben doch sehr überschaubar. Ich hatte in den letzten 15 Jahren alle möglichen Operationen und Erkrankungen. Ich habe alles gut überstanden. Da könnte man sagen, ich bin bedient genug mit Krankheiten und könnte auf noch viele Jahre Lebenszeit hoffen und dann auch noch wissenschaftlich arbeiten. Ne, ne, die Fragilität des Lebens bleibt und wird höchstwahrscheinlich stärker. Aktuell bin ich dabei, meine letzte größere Arbeit “Krise unserer Demokratie - Warum? Was tun?” [https://doi.org/10.26092/elib/1565] noch bekannter zu machen. Vielleicht mache ich noch Nacharbeiten zu meinem Projekt “Männer und ihre Baustellen beim Älterwerden - PDF”. Aber das soll´s dann auch gewesen sein!

Ich hatte ein tolles Berufsleben. Dazu gehört auch die Sektion Erwachsenenbildung. Sie war ebenso eine “Heimat” für mich wie die Kommission Humanistische Pädagogik. Ja, dieser Abschied tut noch weh, obwohl ich mich schon seit Jahren immer mehr aus der Berufsarbeit zurückgezogen und damit auch den Abschied schon geübt habe. Aber wenn es endgültig wird, ist das noch einmal was anderes. Was ich aus Flensburg neben inhaltlichen Anregungen mitnehmen darf, sind die mich erfüllenden Begegnungen mit etlichen Kollegen und Kolleginnen in den Gesprächspausen und beim abendlichen Zusammensein. Das empfand ich einfach wunderschön und dafür bedanke ich mich bei diesen Kolleginnen und Kollegen. In diese Gefühlen von Erfüllung und Dankbarkeit steckt eine Ambivalenz: Ich fühle mich bereichert und bin doch etwas traurig, weil ich diese Begegnungen nicht mehr haben werde. Es ist m.E. etwas Besonderes, wenn man gemeinsam in den Austausch über die Arbeit im Berufsfeld mit Kollegen und Kolleginnen (aus unterschiedlichen Generationen!) treten kann und dabei noch erleben darf, dass auch auf der Beziehungsebene es eine gegenseitige Wertschätzung gibt und Konkurrenz und Profilierungsstreben in den Hintergrund treten.

Ich wünsche allen noch aktiven Sektionsmitgliedern alles Gute auf ihrem Berufsweg und der Sektion ein langes und erfolgreiches Leben.

Herzliche Grüße

Günther Holzapfel


www.hpsw.uni-bremen.de/guentherholzapfel