Ich bin Hannah und danach

#IchbinHanna im Wahlkampf

#IchbinHanna angestoßene Twitterkampagne über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz setzt die Politik im Bundestagswahlkampf unter Druck. „Die Tweets unter #IchbinHanna sind schon eine ziemlich deutliche Warnung an alle, die überlegen, nach dem Abschluss an der Uni zu bleiben“, twitterte der Wissenschaftsjournalist Lars Fischer. Medien berichten seit Tagen über das Befristungswesen in der Wissenschaft  (ZEIT Online, Riffreporter, SZ, FAZ, ZDF heute, Deutschlandfunk, taz). Das BMBF verteidigt das Gesetz. HRK-Präsident Peter-André Alt plädiert für einen „verantwortungsvollen Umgang“ mit Befristungsregeln – und verweist an die Politik: „Nur eine planbare, dauerhaft auskömmliche Grundfinanzierung versetzt die Hochschulen in die Lage, verlässliche Qualifizierungs- und Karrierewege anzubieten und förderliche Arbeitsbedingungen zu sichern“, erklärte Alt auf WISSEN3-Anfrage. https://www.zeit.de/wissendrei/index

Karliczek im Sturm

In der Debatte über das Befristungswesen in der Wissenschaft verschärft sich der Ton. Gleichzeitig gerät Bundesforschungsministerin Anja Karliczek immer stärker in die Kritik. Bei einer Aktuellen Stunde am vergangenen Donnerstag im Bundestag griffen die Oppositionsfraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen die CDU-Ministerin scharf und direkt an, warfen ihr Untätigkeit vor und kritisierten die verspätete Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Die Ergebnisse sollen entgegen ursprünglichen Plänen erst 2022 und damit nach den Wahlen vorliegen. Karliczek begründet die Verzögerung mit der Pandemie: „Sie können eine Evaluation nicht vornehmen, wenn an Hochschulen gar nichts stattfindet im Moment“, sagte die Ministerin sichtlich gereizt im Bundestag – und zog damit nicht nur dort neue Kritik auf sich. „Ich korrigiere jetzt die Hausarbeiten, die merkwürdigerweise auf meinem Schreibtisch gelandet sind, obwohl in den vergangenen Semestern ja gar keine Seminare stattgefunden haben sollen“, postete Dominik Waßenhofen, Mediävist an der Uni Köln. Und die Heidelberger Max-Planck-Forscherin Silvia Steiniger twitterte: „Heute ist mein 1. Tag “frei” seit Sept 2020. In der außeruniversitären Forschung hat sich 0 geändert seit Corona, zusätzlich 3 Lehraufträge, Vorträge, Konferenzen, Gesprächskreise, Wisskomm – alles online, sogar Evaluation.“ Die  Aktuelle Stunde im Bundestag hat dem Twittersturm #IchbinHanna zum Prekariat in der Wissenschaft Zuwachs beschert: #HannaimBundestag. Die Parlamentsdebatte ist als Video und Zusammenfassung hier zu finden.

Hanna rennt – in den Bundestag

Die Twitterkampagne #IchbinHanna über Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft läuft und läuft – und läuft heute auch im Bundestag. Um 16 Uhr ist eine Aktuelle Stunde zum Thema „Beschäftigten in der Wissenschaft Respekt zollen – für sichere Jobs statt Dauerbefristung“ angesetzt. Sie wird live übertragen. Beantragt wurde die Aussprache von der Linken. Reagiert hat zwischenzeitlich auch die SPD-Fraktion. Sie beschloss am Dienstag ein neues Positionspapier, in dem sie ein „Gesetz für Gute Arbeit in der Wissenschaft“ verspricht. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hält indessen weiter Kurs. Gegenüber dem Tagesspiegel verweist die CDU-Politikerin auf Bemühungen des Bundes, befristete Arbeitsverhältnisse zurückzudrängen und auf die Zuständigkeit der Länder, Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Die Rektorin der Uni Freiburg und HRK-Vizepräsidentin für wissenschaftlichen Nachwuchs, Kerstin Krieglstein, verteidigt das Wissenschaftszeitvertragsgesetz in der aktuellen ZEIT (26/2021, S. 41) und im WISSEN3-Gastkommentar (siehe unten). Befristungen seien ohne Alternative. Während Politik und Wissenschaft die Fronten in der Befristungsdebatte weiter konturieren, greifen internationale Medien den Protest auf und berichten über die prekären Arbeitsbedingungen in Deutschlands Wissenschaft (Times Higher Education.

Hanna, die Universität und die Wut

22. Juni 2021 Sebastian Seidler

Überlegen Sie zu promovieren? Denken Sie über eine Karriere in der Wissenschaft nach?

Sie fragen, wer Hanna ist? Hanna ist eine Bewegung. Auf Twitter versammeln sich unter dem #IchBinHanna unzählige Wissenschaftler:innen, die ihrer Wut über das derzeitige System Universität einen eindringlichen Ausdruck verleihen. All diese Doktorand:innen, wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen, Postdocs und Habilitand:innen sind Hanna. https://www.heise.de/tp/features/Hanna-die-Universitaet-und-die-Wut-6111875.html?seite=all